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Geheimnis besteht? Sie kichert ein wenig verlegen, zuckt

die Schultern: „Man muss schnell sein, ein gutes Timing

und einen freien Kopf haben.“ Und natürlich seien gute

Zutaten essenziell. „Die sind einfach leckerer.“ Von Talent

oder Fleiß will sie nicht sprechen.

„HAUPTSACHE WEG“ GIBT ES NICHT

Wenn man Peter Frühsammer hört, klingt das schon ganz

anders: „Sonja hat so viele spannende Sachen drauf, immer

1000 Ideen, und sie hat die Disziplin, jeden Teller perfekt

hinaus zum Gast zu schicken. ,Hauptsache weg‘ gibt es

bei ihr nicht“, erzählt er. Und sie sei extrem fleißig und

ehrgeizig. Peter und Sonja Frühsammer sind ein Dream-

team: Er, einst selbst Sternekoch, ist ein umtriebiger Chaot.

Sie, ruhig, mit freundlichen Grübchen in den Wangen,

ist die zurückhaltende Perfektionistin. Er: „Wenn ich sie

manchmal abends zu den Gästen rufe, schrubbt sie noch

mit ihren Mitarbeitern die Dunstabzugshaube.“ Sie: „Eine

Köchin ist immer nur so gut wie ihr Team – und ich putze

meinen Arbeitsplatz immer selbst.“

1998 hatten sich Sonja und Peter bei seinem Catering-

unternehmen SerVino kennengelernt und schnell stellte

sich heraus: Sonja ist die Köchin, Peter der Gastgeber

und Sommelier. Vor 13 Jahren dann übernahmen sie die

Restauration des Grunewald Tennisclubs in dem imposan-

ten Clubhaus – anfänglich nur für Mitglieder. 2007 dann

gründeten sie dort ihr eigenes Restaurant. „Wir sind eine

Tennisküche mit Stern“, sagt die 48-Jährige, und das ist

wieder so ein Satz, der von ihrer Unaufgeregtheit zeugt.

Abends gibt es Sonjas Sterneküche, dazu bieten die Früh-

sammers im angegliederten Bistro einen Mittagstisch an.

„Da darf ich dann auch schon mal kochen“, sagt Peter.

Typische Gerichte von der Mittagskarte sind handgeschab-

te Spätzle oder Kürbissuppe mit Zander. „Klarer Geschmack

und auf die Schnauze gekocht“, nennt er das.

Bei Sonja hingegen muss jedes Detail stimmen: Für

die kleinen Tupfen Karottenpüree kommt die Spritze zum

Einsatz, für das feine Öl die Pipette, dann zupft sie noch

etwas Grün von den Karotten ab und platziert es auf dem

Teller. „Im Idealfall vergisst der Gast den Teller nie wieder“,

beschreibt sie ihre Motivation. „Es soll eine Verzauberung in

eine andere Welt sein, geschmacklich ebenso wie optisch.“

UNEITEL UND SYMPATHISCH

Mit Vorliebe probiert Sonja Frühsammer Neues. Das gilt für

Geschmäcker wie für Geräte. Den Trüffelhobel funktioniert

sie kurzerhand in einen Karottenhobel um und schaut

gespannt, wie sich die feinen orangen Scheiben kringeln.

„Ich mag es, Dinge für vielerlei Sachen zu benutzen“, sagt

sie. Und Sonja Frühsammer isst gerne – eine wichtige Vo-

raussetzung für eine Köchin, ist sie überzeugt. Mindestens

zweimal im Monat gehen sie und ihr Mann essen, um sich

Inspirationen zu holen, und sie lieben Reisen, wenn es die

Zeit zulässt. Denn da sind ja auch noch ihre Islandpferde

und der Hund. Konkurrenz mit anderen Köchen? Kennt sie

nicht. „Berlin ist ja groß genug.“ Mangelnde Akzeptanz in

dem harten, von Männern dominierten Job? „Man muss

sich doch immer durchsetzen und beweisen, egal ob Mann

oder Frau.“ Für Ideen stöbert sie auch in Kochbüchern oder

besucht Messen. Und dann sagt sie wieder so einen Satz:

„Es sind die Gäste, die einen besser machen.“ So uneitel

und sympathisch kann Haute Cuisine sein.

PR Ä ZISION BIS INS LE T Z TE DE TAIL

Beim Vorbereiten, Kochen und Anrichten setzt Sonja

Frühsammer auf Küchenhelfer in Profiqualität.

K NOW- HOW

by WMF

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